Interview: Schauspielerin Nadja Uhl

Interview: Schauspielerin Nadja Uhl

Schauspielerin Nadja Uhl feiert ihren Mann als wahren Held der Familie und pocht im FÜR SIE-Interview auf die Notwendigkeit von Kita-Plätzen

Nadja Uhl
Interview: Schauspielerin Nadja Uhl
© Getty Images

Erst mal: Alle Achtung! Bereits fünf Monate nach der Geburt Ihrer zweiten Tochter standen Sie für „Dschungelkind“ vor der Kamera – im feucht-heißen Urwald.

Was eine tolle Erfahrung für uns alle war. Die Dreharbeiten mit den Papuas, der Set mitten im Dschungel – das bleibt unvergesslich. Für uns als Familie war es eine logistische Meisterleistung: Ich habe meine kleine Tochter noch gestillt, und wenn ich am Set war, hat mein Mann unsere Töchter betreut. Mein Mann ist der wahre Held.

Kurze Babypause, schnell wieder zurück in den Beruf, Unterstützung vom Mann: Sieht so das Leben der modernen Frau aus?

Ich möchte nicht für ein Frauenbild stehen, das nur in Superlativen funk - tioniert. Von einem übertriebenen „Mal eben schnell nebenbei ein Kind kriegen“-Modell halte ich nichts. Bei meiner ersten Tochter war ich lange zu Hause. Eigentlich wollte ich die „Dschungelkind“-Rolle wegen des zweiten Babys auch nicht annehmen. Doch der Regisseur und der Produzent insistierten und sicherten mir jegliche Unterstützung zu – das überzeugte mich. Die Stammesfrauen aus West-Papua waren übrigens ganz begeistert, dass bei uns am Set mehrere Väter die Kinder betreuten. Sie fanden den Gedanken hinreißend, dass ein Mann seine Frau in ihrer Freiheit unterstützt.

Hierzulande gibt es dagegen immer noch andere Meinungen: Frauen, die ihre Kinder in die Krippe geben, um zu arbeiten, treffen oft auf Unverständnis.

Unsere Mütter und Großmütter haben dafür gekämpft, dass Frauen wählen können, ob sie für die Kindererziehung zu Hause bleiben oder nicht. Das ist eine tolle Errungenschaft. Wenn eine Mutter den Job für ihr Lebensgefühl oder aus existenziellen Gründen braucht, dann dürfen ihr keine Steine in den Weg gelegt werden.

Was in Deutschland leider immer noch passiert: Es gibt nach wie vor nicht genügend Kita-Plätze ...

Es ist mir unverständlich, wie sehr hier immer noch um Kita-Plätze gekämpft werden muss. Sie sind so wichtig, nicht nur für die Mütter, die ihre Kinder in guten Händen wissen möchten, sondern auch für die Entwicklung der Kinder. Mein Mann und ich werden zum Glück sehr von unseren Müttern unterstützt. Ohne sie ginge bei uns gar nichts. Viele Eltern haben dieses Privileg nicht.

Hatten Sie und Ihr Mann immer schon einen engen Draht zu Ihren Müttern?

Dieses Miteinander entstand vor allem, als wir nach der Geburt unserer ersten Tochter merkten, wie wohltuend es ist, Hilfe anzunehmen und nicht immer nur allein zu funktionieren. Die Omas waren von Anfang an für uns da.

Klingt sehr harmonisch…

Auch wenn es heute populär ist, nur von den positiven Seiten zu sprechen: Unter jedem Dach ist auch ein Ach. Dafür, dass unsere Mütter uns so sehr unterstützen und oft bei uns sind, müssen alle Beteiligten Kompromisse im Umgang miteinander lernen. Man kann nicht sagen „Ach, Eltern, lasst mich in Ruhe!“, wenn man auf der anderen Seite ihre Hilfe in Anspruch nimmt.

Ist durch dieses Miteinander auch die Idee zu Ihrem Mehrgenerationenhaus in Potsdam entstanden?

Das verfallene riesige Haus, von dem Sie reden, war im Prinzip verloren. Es wurde zweimal angezündet, und über zwanzig Jahre lang fand sich kein Investor. Bis so ein paar Idealisten wie wir gesagt haben, wir kaufen und sanieren die kaputten, aber schönen Räume. Das Haus bietet Raum für so viele Menschen, dass Journalisten irgendwann meinten, es könnte so etwas wie ein Mehrgenerationenhaus werden. Das fanden wir eine tolle Idee, auch wenn die Umsetzung sehr lange dauern wird.

Was fasziniert Sie an dieser Art des Zusammenlebens?

Es ist schön, etwas zu haben, um es teilen zu können. Sonst hat Materielles für mich überhaupt keinen Sinn. So ein Ort fördert den Gedankenaustausch mit Menschen. Und der macht mich reich.