Führanlagen: Kraft bewegt Pferde Metallbaubetrieb begeistert die internationale Reitsportszene

Uwe Kraft liefert Führanlagen in die ganze Welt. Und mit Innovationen begeistert er mit seinem Reitsportgeräte- und Metallbaubetrieb aus Frankenhardt-Honhardt die internationale Reitsportszene.

Daniela Lorenz

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    © Uwe Kraft Reitsportgeräte und Metallbau GmbH
    Geschäftsführer und Pferdeliebhaber Uwe Kraft ist mit seinem Metallbaubetrieb auf allen fünf Kontinenten aktiv. Zu Hause in Frankenhardt-Honhardt kümmert sich er sich auch um den elterlichen Hof mit Landwirtschaft und Pferdezucht.
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    Eine der größten Führanlagen, die Uwe Kraft mit seiner Firma je gebaut hat, ist die der Spanischen Hofreitschule in Wien mit ­einer Abmessung von 20 x 40 Metern.
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    Ein wichtiger Markt für das Handwerksunternehmen aus Frankenhardt-Honhardt sind die arabischen Länder. Hier eine runde Boden-Führanlage mit Umzäunung in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
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    In der Wasser-Führanlage: Die Stute Fajita hat viel Bewegungsfreiheit und läuft im niedrigen Wasser hinter dem patentierten ­aufrollbaren Trenngitter von Kraft her.
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    Führanlagen werden genutzt, um Pferde zu bewegen, zu therapieren oder zu trainieren.

Neugierig bleibt Fajita stehen und streckt ihren Kopf über die Brüstung. Die Stute schüttelt ihre Mähne, als ein sich im Kreis bewegendes Trenngitter sie sanft, aber bestimmt zum Weitergehen antreibt. Wasser spritzt ihr bis an den Bauch und dort, wo sie nass wird, schimmert ihr Fell dunkelbraun. Die Führanlage, in der sich die Stute bewegt, steht in Frankenhardt-Honhardt auf dem Hof der Firma Uwe Kraft Reitsportgeräte und Metallbau. Sie könnte aber auch irgendwo sonst auf der Welt stehen, denn das Unternehmen hat seine Anlagen schon in 60 Länder auf fünf Kontinenten geliefert.

"Pferdeliebhaber gibt es überall auf der Welt", sagt Geschäftsführer Uwe Kraft. Gerade wurden die ersten Führanlagen in China montiert und nach Japan verschifft. Innerhalb von 21 Jahren hat sich das Unternehmen aus dem Hohenloher Land zu einem Spezialisten für Führanlagen entwickelt. Deutsche wie internationale Spitzensportler und professionelle Reitsportställe schwören auf die Arbeit von Kraft.

Kontakte in die Reiterszene erleichtern den Anfang

Die Familie Kraft selbst betreibt seit langem eine Pferdezucht und Landwirtschaft. "So kam ich zu meiner Berufswahl. Wenn auf dem Hof etwas kaputt geht, kann man es selbst reparieren", sagt der gelernte Landmaschinenmechaniker. Nach seiner Ausbildung arbeitet Uwe Kraft für eine Baumaschinenfirma und schweißt für diese im Nebengewerbe Metallteile. Als er Anfang der 90er Jahre seinen Job verliert, macht er erst seinen Meister und sich dann mit seinem Kleingewerbe selbstständig.

Ein wichtiger Markt für das Handwerksunternehmen aus Frankenhardt-Honhardt sind die arabischen Länder. Hier eine runde Boden-Führanlage mit Umzäunung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. - © Uwe Kraft Reitsportgeräte und Metallbau GmbH

Nachdem Kraft dann für seinen heimatlichen Reitsportverein eine Führanlage baut, ist eine Geschäftsidee geboren. "Die haben wir erst mal bei uns auf dem Hof mit unseren Pferden getestet." Führanlagen werden genutzt, um Pferde zu bewegen oder um ein verletztes Tier zu therapieren, das nicht geritten werden darf. Im Leistungssport werden die Pferde damit auch trainiert.

Angestoßen durch Kontakte in die Reiterszene, stellt das junge Unternehmen zum ersten Mal auf einer Pferdeauktion in Marbach aus, wo auch ein Pferd aus der Zucht von Uwe Krafts Vater Karl versteigert wird. "Da waren wir mit einem kleinen Stand und ein paar Fotos vor Ort", erinnert sich der 46-Jährige. Das Geschäft kommt ins Rollen. "Im ersten Jahr sind wir schon nach Amerika auf die Messe in Louisville gefahren."

Dafür nimmt Kraft sein gesamtes Erspartes in die Hand. "Wir hatten dort eine ganze Anlage aufgebaut und sie gleich nach Colorado verkauft." Zunächst wickelt das Unternehmen Aufträge von Deutschland aus ab. Das heißt, Meilen im Flieger sammeln: Rüber zum Fundament setzen und dann wieder für die Montage.

"Pferdeliebhaber gibt es überall auf der Welt"

Schnell stößt der Metallbaubetrieb an seine Grenzen und sucht nach einem Lager auf amerikanischem Boden. Bei einem Besuch entdeckt Uwe Kraft eine sieben Hektar große Farm in Paris/Kentucky. Er kauft sie 2001 zusammen mit seinem Bruder Frank, der zwischenzeitlich ins Unternehmen eingestiegen ist, und einem Partner. Den Kaufvertrag unterschreibt Kraft am Flughafen kurz vor seiner Rückreise.

Allerdings so einfach, wie es sich anhört, ist es nicht. Eine amerikanische Bank finanziert schwerlich den Kauf eines Deutschen in den USA. Nur weil ein Mitarbeiter der Brüsseler Filiale einer amerikanischen Bank nach Frankenhardt-Honhardt reist und sich von der Seriosität des Handwerksbetriebs überzeugt, gelingt die Finanzierung. Einige Jahre wird die Farm als Lager genutzt. Die Brüder merken: "Hier geht richtig was" und gründen die Firma Kraft Brothers.

Führanlagen werden genutzt, um Pferde zu bewegen, zu therapieren oder zu trainieren. - © Daniela Lorenz

Auf der Farm, die Kraft Sandberg-Farm tauft, weil die Familie in Honhardt am Sandberg wohnt, wird eine kleine Werkstatt gebaut und im kleinen Rahmen produziert. Frank Kraftübernimmt die Geschäftsleitung und wandert mit seiner Frau Petra in die USA aus. Die Farm wird verkauft und die Firma zieht nach Winchester. Sie rückt damit näher ins Zentrum des amerikanischen Pferdesports, dessen jährlicher Höhepunkt das Kentucky Derby in Louisville ist. Heute arbeiten sechs bis zehn amerikanische Mitarbeiter im Tochterunternehmen und produzieren viele Teile selbst. Der Rest wird aus Frankenhardt-Honhardt mit Containern nach Amerika verschifft.

USA einer der wichtigsten Märkte

Amerika ist nur ein wichtiger Markt für Kraft. Eine Niederlassung in Frankreich ist geplant. Um neue Kunden zu gewinnen, entscheidet sich Uwe Kraft dafür, sein Unternehmen in Ländern bekannt zu machen, in denen der Pferdesport und gleichzeitig die Wirtschaftskraft groß sind. "Ich bin zwar Handwerker, aber mir macht der Verkauf viel Spaß." Auf Messen baut die Firma komplette Führanlagen auf. "Bei großen Veranstaltungen nehmen wir auch mal unsere Pferde mit, um die Anlage vor Ort zu demonstrieren." Das bringe immer viel Aufmerksamkeit.

40 Prozent seines Umsatzes macht er heute in Deutschland, der Rest verteilt sich hauptsächlich auf die USA, Frankreich, Großbritannien und die arabischen Länder. Das Unternehmen sucht sich im Ausland zuverlässige Partner, die Verkauf, Montage, Wartung und Service vor Ort übernehmen. Kunden investieren zwischen 20.000 und 400.000 Euro pro Führanlage je nach Ausstattung. Auch bei der Größe sind keine Grenzen gesetzt. "Das sind schon richtige Bauwerke", sagt Uwe Kraft. Vergleichbar mit einem Fertighaus. Zu den Größten, die der Handwerksbetrieb je gebaut hat, gehört die Führanlage für die Spanische Hofreitschule in Wien (20 x 40 Meter) und eine Anlage in Dänemark mit einer Abmessung von 25 x 50 Metern.

Eine der größten Führanlagen, die Uwe Kraft mit seiner Firma je gebaut hat, ist die der Spanischen Hofreitschule in Wien mit ­einer Abmessung von 20 x 40 Metern. - © Uwe Kraft Reitsportgeräte und Metallbau GmbH

Seinen guten Ruf in der Reitsportwelt erwirbt sich Kraft aber nicht nur durch Qualitätsarbeit. "Wir waren die Ersten, die eine ovale Führanlage auf den Markt gebracht haben. Dadurch kamen viele renommierte Kunden zu uns", erinnert sich der 46-Jährige. Der Vorteil: In einer ovalen Führanlage können Pferde auch geradeaus laufen, was die Belastung auf die Gelenke der Tiere verringern soll.

"Die Arbeit in der Landwirtschaft erdet mich"

2011 wurde eine weitere Entwicklung aus dem Hause Kraft mit einem Equitana-Innovationspreis ausgezeichnet: das aufrollbare Trenngitter. Die Equitana ist die Weltmesse des Pferdesports in Essen. Wenn Pferde eine Führanlage betreten, misten sie diese gerne gleich mal ein. Mit dem Mist von mehreren Pferden wird es also schnell richtig dreckig. Diesen Innenraum wieder zu säubern, ist zeitaufwendig und mühselig, weil eine Führanlage in einzelne, aufeinander folgende Abteile unterteilt ist, damit die Pferde sich nur alleine darin bewegen können.

Eine Führanlage hat zwischen vier und 15 Abteile. Jedes ist großzügig bemessen, so dass die Pferde frei laufen oder wie Stute Fajita auch mal stehen bleiben können. Die Abteile sind durch Trenngitter separiert. Diese sind aus Gummi und hängen wie ein Vorhang bis auf den Boden. Bei Kontakt gibt diese Trennmatte nach, so dass sich das Tier nicht verletzen kann. Der Innovationspreis zeichnete die patentierte Technik aus, das Trenngitter wie einen Rollladen hochzuziehen. Der Innenraum der Führanlage kann so schnell und bequem gereinigt werden. "Gekauft wird immer das, was dem Kunden einen Nutzen bringt", weiß Uwe Kraft.

Filteranlage zieht Dreck aus dem Wasser

In der Wasser-Führanlage: Die Stute Fajita hat viel Bewegungsfreiheit und läuft im niedrigen Wasser hinter dem patentierten ­aufrollbaren Trenngitter von Kraft her. - © Daniela Lorenz

Während Führanlagen für Kraft das Hauptprodukt seines Unternehmens sind, ist die Variante mit Wasser ein Nischenprodukt. "Die Anlage mit Wasser war wieder eine Weiterentwicklung, weil Wasser eine heilende Wirkung auf die Pferde hat." Doch gleiches Problem – andere Lösung. Natürlich misten Pferde auch eine Führanlage mit Wasser ein. Wie man sich vorstellen kann, ebenfalls keine sehr appetitliche Vorstellung. Herkömmliche Filteranlagen können diese Menge Mist nicht verarbeiten. Daher tüftelte Kraft an einer weiterentwickelten Filteranlage, die groben Schmutz über die Wasserströmung aus der Anlage zieht. Den Rest erledigt die "normale" Filteranlage. "Man spart sich so einen Beutel am Hinterteil der Pferde. Denn das kostet Zeit und ist für die Tiere unangenehm." Dieses Produkt kommt jetzt gerade auf den Markt.

Einen Ausgleich zu seinem Job findet der Pferdeliebhaber auf dem elterlichen Hof, den er weiterhin bewirtschaftet. Von drei Geschwistern war er am meisten an der Landwirtschaft interessiert. "Wir machen unser Heu und unseren Hafer selbst." Neben Dressur- werden heute auch Springpferde gezüchtet. Dressur- und Springreiten sind die Hobbys von Uwe Krafts Töchtern. "Die Arbeit in der Landwirtschaft erdet mich, wo ich sonst sehr viel mit sehr reichen Menschen zu tun habe", bekennt er.

Und er hat sich einen weiteren Rückzugsort erhalten: die Sandberg-Farm in den USA. Er hat sie seinen Geschäftspartnern vor dem Umzug der Firma nach Winchester abgekauft. "Eigentlich konnte ich es mir nicht leisten, aber ich wollte sie einfach nicht hergeben, weil es so ein schöner Fleck ist." Die Farm ist verpachtet. "Aber vielleicht will ja eines meiner Kinder eines Tages die Farm übernehmen." Dann könnte Familie Kraft auch in Amerika Pferde züchten. Wer Uwe Kraft erlebt, weiß, dass er das auch noch schafft.