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Sonja Kirchberger: Mit 49 Jahren scharfe Kurven wie eine Junge

08.07.2017 | Stand 02.08.2023, 6:53 Uhr
−Foto: n/a

Der Startschuss für ihre Karriere fiel vor über 25 Jahren. 1988 entdeckte Regisseur Robert van Ackeren („Die flambierte Frau ") die damals 23-jährige Zahnarzthelferin als Model in einem Möbelprospekt und besetzte sie vom Fleck weg für die weibliche Hauptrolle in dem Erotik-Drama „Die Venusfallle". Sonja Kirchberger ist seitdem in zahlreichen Kino-und Fernsehfilmen zu sehen. So erlebten 1998 mehr als neun Millionen Zuschauer ihren Striptease in Dieter Wedels „Der König von St. Pauli". Sie hat zwei Kinder und war lange mit Schauspielkollege Jochen Nickel verlobt. Privat pendelt sie zwischen Berlin und Mallorca. Sonja Kirchberger feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag.

MÜNCHEN PLAYBOY: Das ist nach 1988 und 1995 Ihr drittes Playboy-Shooting. Was macht Ihnen daran so viel Spaß?

KIRCHBERGER: Ich liebe es, nackt vor der Kamera zu stehen. Ich bin schon eine Erotomanin, muss ich ehrlich sagen. Beim ersten Mal war ich einfach nur stolz, in dem Magazin zu sein, das ich schon in der Pubertät heimlich gelesen habe. Ich finde erotische Aktfotografie einfach toll, und ich mag ja auch Filme, die ein Stückchen weiter gehen.

PLAYBOY: Wie ist es, seit einem Vierteljahrhundert als Sexsymbol zu gelten?

KIRCHBERGER: Die Bezeichnung Sexsymbol ist heute für mich wie ein Ritterschlag, obwohl ich das Gefühl habe, dass mir jetzt zum ersten Mal die Schuhe wirklich passen. Ich habe dieses Wort Sexsymbol damals überhaupt nicht verstanden. Plötzlich saß ich in Talkshows und wurde gefragt, welche die besseren Liebhaber sind, italienische oder deutsche Männer? Ich war aber nie mit einem Italiener zusammen, nie mit einem Deutschen. Auch wenn ich immer gespürt habe, dass ich ein sehr leidenschaftlicher Mensch bin, so war ich doch gerade erst auf der Suche nach meiner eigenen Sexualität.

PLAYBOY: Und heute?

PLAYBOY: Und heute?

KIRCHBERGER: Obwohl ich natürlich weiß, dass ich nicht mehr so aussehe wie vor 25 Jahren, fühle ich mich tausendmal mehr sexy.

PLAYBOY: Das Playboy-Shooting ist für Sie also auch ein Statement?

KIRCHBERGER: Ja. Natürlich. Ich bin hier, ich freue mich des Lebens, und jedes Jahr, in dem ich älter werde, fühle ich mich noch einen Tick lebendiger.

PLAYBOY: Lebendiger heißt auch begehrenswerter?

KIRCHBERGER: Ich glaube, man fühlt sich dann begehrenswert, wenn man sich selber mag. Mit 25 hatte ich wahnsinnig viele Verehrer, aber es war eher lästig für mich, es hat mir sogar Angst gemacht. Weil ich mich selbst gar nicht wirklich mochte. Heute zähle ich nicht, wie viele Verehrer ich habe, ich mag mich heute selber.

PLAYBOY: Ihr Verhältnis heute zu Männern?

KIRCHBERGER: Ich bin von Männern emotional abhängig, finanziell war ich es aber nie. Ich brauche keinen doppelten Boden und keine Hintertür. Ich habe zwei Kinder von zwei Vätern, war aber nie verheiratet. Sicherheiten brauche ich nicht. Ich lebe da eher wie ein Mann.

PLAYBOY: Was muss ein Mann haben, damit Sie ihn heiraten?

KIRCHBERGER: (lacht) Das hat bisher noch keiner gehabt. Aber ich heirate ganz bestimmt mal, nur jetzt bin ich noch zu jung.

PLAYBOY: Was macht einen Mann anziehend?

KIRCHBERGER: Wenn er über sich selber lachen kann. Das ist das Allerwichtigste. Ein Mann darf auch eitel sein, das finde ich lustig.

PLAYBOY: Soso, lustig muss er also sein. Und wie wichtig ist Sex in der Beziehung?

KIRCHBERGER: Ich kann ohne Sex gar nicht leben, und das wird auch immer so sein. Das ist für mich ein Rausch, auf den ich nicht verzichten kann. Für mich ist eine Beziehung zu Ende, wenn der Eros verloren ist. Der ist auch für mich nicht mehr zu retten. Obwohl ich das versucht habe, ich kann es nicht. Und da ich eine sehr körperliche Frau bin, ist eine Beziehung ohne Sex völlig undenkbar für mich.

PLAYBOY: Sex oder nix?

KIRCHBERGER: Zu Kompromissen bin ich bereit, aber „Vernünfteln" in Sachen Liebe funktioniert bei mir nicht. Das geht in Sachen Liebe nicht. Ich bin da sehr konsequent. Ich gehe dann, wenn der andere zu feige ist zu gehen.

PLAYBOY: Sie haben aber auch sehr enge Beziehungen zu Frauen?

KIRCHBERGER: Ja, ich kann mich in Frauen ebenso verlieben. Das ist aber natürlich etwas anderes als bei Männern. Dennoch finde ich Frauen wunderschön. Und ich brauche viel weibliche Energie um mich. Vielleicht auch deshalb, weil ich nur Brüder hatte.

PLAYBOY: Wie hat Sie das geprägt?

KIRCHBERGER: Ich war immer Außenseiter in jungen Jahren. Ich habe Fußball gespielt und bin fischen gegangen. Ich habe nicht wie andere Mädchen mit Puppen gespielt, sondern meinen Brüdern das Töten von Fischen beigebracht.

PLAYBOY: Beneiden Sie Männer?

KIRCHBERGER: Heute nicht mehr, früher ja. Früher dachte ich, dass Männer freier leben können als Frauen. Was mit Sicherheit auch stimmte. Heute fühle ich mich gleichberechtigt. Und deswegen macht mir das Spiel noch mehr Spaß als früher (lacht). PLAYBOY: Sind Sie Verführerin, oder wollen Sie verführt werden?

KIRCHBERGER: Die Verführerin in mir ist schon sehr groß. Also, so wie ich die Inszenierung am Playboy-Set als absoluten Eros empfinde, empfinde ich das auch im Privaten.

PLAYBOY: Und das setzen Sie bewusst ein?

KIRCHBERGER: Ganz bewusst. Ich gehe dazu extra shoppen. Ich brauchte eigentlich eine zweite Garderobe, nur um meine ganzen Spielsachen einzusortieren. Ich brauche das.

PLAYBOY: Für eine Filmrolle haben Sie mal im Porno-Milieu recherchiert. Was reizt Sie am Tabubruch?

KIRCHBERGER: Man hat mir jahrelang eingeredet, was verboten ist, aber ich habe nie verstanden, warum. Beim Film dürfen wir töten, lassen wir Blut aus dem Kopf laufen, reißen anderen das Herz aus der Brust. Aber wir dürfen nicht erzählen, wie eine Frau einen Schwanz in den Mund nimmt. Nein, das geht nicht, denn das ist ja Porno! Gewalt ist akzeptiert, weitaus akzeptierter als Sex. Ich erinnere mich noch an die Kloster-schule, als man uns erklärt hat, dass Selbstbefriedigung eine Sünde wäre. Ich habe gedacht, ich drehe durch! Als junges Mädchen, in einem Alter, in dem ich nur von Selbstbefriedigung gelebt habe, dachte ich, mein Leben ist vorbei, da ich nur sündige. Ich komme in die Hölle — und das mit 18!

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