Anzeige

Sandra Bullock mit 44 erstmals nackt: Selbst ist die Braut

Interview Ryan Reynolds
© Photo: Kerry Hayes SMPSP

Von Mireilla Zirpins

Dass Menschen im Film nur heiraten, um eine Greencard zu ergattern, ist ein alter Hut. Daher hat die Welt eigentlich nicht auf Sandra Bullocks und Ryan Reynolds "Selbst ist die Braut" gewartet. Dennoch gelingt es Anne Fletcher ("27 Dresses"), das Publikum zu amüsieren. Das liegt daran, dass die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt und Sandra Bullock, die für den Part mit 44 sogar erstmals komplett die Hüllen fallen ließ, das She-Monster mit so viel Freude gibt.

Sie spielt nämlich eine Businessfrau, die mindestens so unsympathisch ist wie Meryl Streeps Miranda Priestley in "Der Teufel trägt Prada". Als Cheflektorin in einem New Yorker Verlagshaus ist Margaret Tate bei ihren Mitarbeitern ungefähr so beliebt wie Madonna im letzten Jahr ihrer Ehe bei Guy Ritchie. Konsequenterweise nennt die gesamte Belegschaft die herrische Führungskraft abfällig "It". Und es passt, denn der sex- und partnerlosen Tyrannin steht es ins Gesicht geschrieben, dass sie chronisch untervögelt ist.

Der einzige, der es halbwegs mit Fassung erträgt, ist ihr gutmütiger Assistent Andrew (Ryan Reynolds). Der nimmt alle Demütigungen mit stoischer Gelassenheit hin. Doch als seine Chefin ihn dazu zwingen will, sie zu heiraten, ist es mit seiner Geduld vorbei. Madame hat vergessen, ihr Visum verlängern zu lassen. Nun droht die Ausweisung und damit der Verlust ihres hochdotierten Jobs. Nur eine Blitzehe mit einem willigen Nobody kann ihr noch helfen. Und wen könnte sie besser erpressen als den viel jüngeren Andrew? Der wäre seine Stelle als männliche Sekretärin ja schließlich auch los, wenn sie zurück nach Kanada abgeschoben würde

Sandra Bullock mit 44 erstmals nackt: Selbst ist die Braut
© Photo: Kerry Hayes SMPSP

Andrew willigt ein - aber nur unter einer Reihe von Bedingungen: Margaret muss vor ihm auf die Knie - kein leichtes Unterfangen für eine Frau, die auf zwölf Zentimeter hohen Stilettos unterwegs ist. Und sie befördert Andrew endlich zum Redakteur und verlegt seinen Romanerstling. Zähneknirschend probt sie den Kniefall, doch der Weg des ungleichen Paars zum Traualtar ist mit Hindernissen gepflastert. Die Einwanderungsbehörde wittert zu Recht Betrug und heftet sich den beiden an die Fersen. Und Margaret muss Andrews Familie kennen lernen, die in einem hinterwäldlerischen Nest in Alaska zu hausen scheint.

Natürlich ist die Begegnung der etwas reiferen Braut mit der Familie ihres blutjungen Lovers nicht frei von Klischees. Sandra Bullock muss auf ihren High Heels über Stock und Stein, eine Wasser- und Tierphobie überwinden und bekommt es dazu auch noch mit einer fanatischen Großmutter zu tun, die sie gleich mit einer Babymaker-Patchworkdecke beglückt. Aber Betty White ist als Granny Annie so herzerweichend komisch, dass man ihr sogar einen völlig bescheuerten Furchtbarkeitstanz verzeiht. Und haben Sie Sandra Bullock schon mal zu Hip-Hop-Musik zappeln sehen? Na also.

Zwar ist nicht jeder Gag ein Treffer, aber zum Glück kombiniert Anne Fletcher die Slapstickeinlagen mit etwas hintergründigerem Humor. Und auch wenn man nicht zwangsläufig 108 Minuten gebraucht hätte, um diese Geschichte zu erzählen und Nebenfiguren wie Malin Akerman als blutjunge Konkurrentin ein wenig zu kurz kommen, so macht sich Frau Bullock doch herrlich zum Löffel: Sie hat selbst auf Witzen über ihre bescheidene Oberweite bestanden und schafft es so, aus einer zu Beginn äußerst unsympathischen Figur doch ein menschliches Wesen zu machen.

Mehr zum Thema