Sie war erste Deutsche im US-Playboy. Dabei fühlte sich Ursula Buchfellner lange unsichtbar. Von einer schweren Kindheit und einer großen Versöhnung
Wenn man Ihr Buch liest, drängt sich ein Gedanke förmlich auf: Sie sind eine Frau mit einer unglaublichen inneren Stärke. Sehen Sie das auch so? Ursula Buchfellner: Ja. Früher war das anders: Da habe ich mich immer als sehr schwach empfunden, mich oft selbst gehasst, weil ich es lieber anderen recht gemacht habe als auf mich selbst zu hören. Aber inzwischen weiß ich, dass ich eine große innere Kraft habe. Sie haben in Ihrer Jugend extreme Armut, Hunger, Kälte und häusliche Gewalt erlebt. Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen? Buchfellner: Mehreres. Wenn es ganz schlimm wurde, bin ich in den Wald gegangen, habe mich unter einen Baum gelegt, mit den Blumen gesprochen. So war ich mit dem Göttlichen verbunden, denn die Natur hat ja etwas Göttliches. Das zweite waren die Kinder am Hasenbergl, deren absoluter Liebling ich war. Ich war ihre „Freudenbringerin“– und ich hatte ein starkes Bedürfnis, diese Kinder glücklich zu machen, damit sie die schwierige Situation, in der sie aufwachsen, vergessen können. Der Umgang mit den Kindern hat mir viel Kraft gegeben, und das dritte waren meine Geschwister. Der Zusammenhalt zwischen uns war – und ist bis heute – groß.
Sie haben in Ihrem Leben auch viel Missbrauch erfahren, schon als Siebenjährige hat sie ein Fremder missbraucht. War das Ihr schlimmstes Erlebnis? Buchfellner: Es war der größte Schmerz in meinem Leben, dass mich meine Großmutter, als ich ihr davon erzählte, nicht in den Arm nahm, um mich zu trösten, sondern dass sie mich anschrie, ich sei schuld. Einen solchen seelischen Schock kann eine Siebenjährige nicht verarbeiten. Es hat mich geprägt, und ich habe lange überlegt, ob ich in meinem Buch darüber schreiben soll. Aber ich wollte die Leser dafür sensibilisieren, dass so etwas auch heute oft noch passiert. Gerade vernachlässigte Kinder sind schutzlos, und das spüren pädophile Männer. Deshalb musste ich diesen Teil meines Lebens offenbaren.
Können Sie die Reaktion Ihrer Großmutter heute nachvollziehen? Buchfellner: Ich bin immer noch ratlos, aber ich glaube nicht, dass sie böse war; sie hatte es eben auch nicht leicht im Leben. Es ist für mich jetzt aber auch nicht mehr so wichtig. Mit 16 öffnete sich für Sie eine neue Welt, denn Sie wurden vom Playboy entdeckt und jüngstes Playmate. War Ihnen damals bewusst, wie hübsch Sie waren? Buchfellner: Nein, gar nicht! Beim ersten Fototermin bin ich vor Angst fast gestorben, dass man mich wieder nach Hause schickt, weil ich nicht schön genug bin, und dann alle enttäuscht wären von mir. Ich hatte einfach null Selbstbewusstsein.
War es ein Problem für Sie, sich vor der Kamera auszuziehen? Buchfellner: Nein, weil ich zu Nacktheit ein ganz normales Verhältnis hatte. Ich bin ja mit neun Geschwistern aufgewachsen, da war Nacktheit etwas völlig Natürliches. Für mich war sie auch nicht mit Sexualität oder erotischen Gedanken verbunden. Ich hab lange nicht kapiert, dass die Fotos diejenigen, die sie anschauen, erotisieren. Ich war so blauäugig.
Wie stehen Sie heute zu den Fotos? Buchfellner: Ich finde und fand sie immer sehr ästhetisch. Es gibt kein einziges, für das ich mich schämen müsste. Ich habe sie eher als Kunst betrachtet. Auch die Fotografen waren für mich große Künstler.
Die Reaktion Ihrer Umgebung auf die Fotos war allerdings sehr heftig... Buchfellner: Ja, die Verurteilung, dass ich plötzlich die Nutte vom Hasenbergl war, konnte ich gar nicht begreifen. Es war doch nur Kunst!
Sie haben in Amerika Playboy-Herausgeber Hugh Hefner in seiner Villa kennengelernt. Welche Erinnerungen haben Sie daran? Buchfellner: Es war eine sehr positive Erfahrung, aber auch eine komplett andere Welt für mich, in die ich nicht eintauchen konnte. Ich habe mich zurückgezogen und am liebsten mit dem Personal umgeben.
Und Hugh Hefner selbst, wie war er? Buchfellner: Er war ein sehr zuvorkommender, charmanter und freundlicher Mann. Ich habe ihn als sehr netten Gastgeber empfunden.
Nachdem Sie Playmate waren, haben Sie auch als Model gearbeitet und in Erotikfilmen mitgespielt. Warum haben