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Nach sensationellem WM-Gold 1991 Der tiefe Fall der Katrin Krabbe

Krabbe bei der WM 1991.

Krabbe bei der WM 1991.

Als "Grace Kelly der Tartanbahn" wird Katrin Krabbe nach ihrem WM-Gold über 100 Meter im Jahr 1991 gefeiert. Doch auf das Hoch folgt der Absturz, weil Dopingverdächtigungen nicht abzuschütteln sind. Daran ändert auch eine Millionenzahlung nicht - die außerdem noch zu Ärger führt.

27. August 1991. Tokio, altes Olympiastadion. Katrin Krabbe, 22 Jahre jung, schaut entschlossen, zupft sich noch einmal den Zopf zurecht und kauert sich um 18.20 Uhr Ortszeit in ihren Startblock. Nichts darf schiefgehen. Es soll ihr großer Abend werden, Krabbe ist in Topform. Und sie explodiert, hat auf Bahn drei den besten Start, mit langen Schritten fliegt Krabbe Richtung Ziel, Gwen Torrence (USA) und Merlene Ottey (Jamaika) haben keine Chance. 10,99 Sekunden. Krabbe, das blonde Mädchen aus Neubrandenburg, ist Weltmeisterin über 100 Meter.

"Ich war an dem Tag mental so stark, ich wusste, dass ich gewinne", sagte Krabbe einmal über den Tag, an dem sie zur "Grace Kelly der Tartanbahn" aufstieg. Drei Tage später holt sie noch Gold über 200 Meter, Krabbe sitzt auf dem Sprint-Thron, die Welt liegt ihr zu Füßen. Aufgewachsen in der DDR, ist sie nach dem Fall der Mauer plötzlich der erste ganz große Sportstar im wiedervereinten Deutschland. Sie ist ganz oben.

Nur ein halbes Jahr später beginnt der Absturz der Sprint-Queen. Februar 1992: Krabbe sowie ihren Trainingskolleginnen Grit Breuer und Silke Möller wird vorgeworfen, manipuliert zu haben. Positive Dopingbefunde gibt es keine, aber ihre Urinproben, entnommen in Zinnowitz und im südafrikanischen Stellenbosch, sind absolut identisch. Das Trio wird vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) suspendiert, der Weltverband schließt sich an. Ende Juni werden Krabbe und Co. vom Schiedsgericht der IAAF wegen Formfehlern vom Doping-Verdacht freigesprochen.

Krabbes Sieg in Tokio.

Krabbes Sieg in Tokio.

(Foto: imago sportfotodienst)

August 1992: Krabbe hat es nicht zu den Olympischen Spielen in Barcelona geschafft, für Schlagzeilen sorgt sie dennoch. Krabbe und Breuer sind bei mehreren Trainingskontrollen im Juli der Einnahme von Clenbuterol überführt worden. Ihr Trainer Thomas Springstein bestätigt einen Tag später die Einnahme des in der Kälbermast verwendeten Mittels. Allerdings steht das anabol wirkende Clenbuterol zu diesem Zeitpunkt gar nicht auf der Verbotsliste. Krabbe und Breuer werden vom DLV wegen "Medikamentenmissbrauchs" für ein Jahr gesperrt. Die IAAF verlängert die Sperre auf zwei Jahre.

"Es war plötzlich ein anderes Leben, ein Bruch", sagte Krabbe dem Nordkurier zuletzt über die Zeit: "Das Einzige, was ich mir vorwerfen lassen muss, ist, dass ich ein Medikament ohne Rezept genommen habe. Es macht aber keinen Sinn, zu fragen, was wäre, wenn." Krabbe geht damals rechtlich gegen die Sperre vor, klagt auf Schadenersatz in Millionenhöhe.

Im Mai 1995 gibt ihr das Landgericht München recht, erst sieben Jahre später, im April 2002, einigen sich Krabbe und die damalige IAAF auf eine Schadenersatzzahlung von rund 1,2 Millionen Mark. Krabbe selbst beziffert den Schaden auf "zehn bis zwölf Millionen Mark". Die Millionenzahlung bringt Krabbe aber auch nicht das nötige Glück. Sie und ihr Ehemann Michael Zimmermann versäumen es, die Zahlung bei der Steuererklärung anzugeben. 2009 wird das Ehepaar wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Die Steuerschulden belaufen sich auf 100.000 Euro, Krabbe muss private Insolvenz anmelden. 2015 nimmt sich ihr Ehemann das Leben.

Krabbe hat viel durchgemacht, sie schoss hoch hinaus und fiel so tief, dass es locker für zwei Leben reicht. Mittlerweile hat sie ihren Frieden gemacht, ist neu verliebt. "Es ist alles gut", sagt Katrin Krabbe.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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