Wollen wir gleich die Akustik testen?“ So ganz allein wollen die drei Herren von Ytong dann doch keinen Chor bilden, aber das aufgeregte Debattieren im „Inneren“ der „Wall“ hallt vielversprechend nach. Es ist eine Art Fortsetzung vom viertägigen Kunsthaus-Geburtstagsfest, das vor einem Monat über die Bühne ging. Der Space 01 wurde damals performativ, unter anderem mit Jasmina Cibic, aufbereitet: „Es war für uns wichtig, das Ganze als Prozess anzugehen. Das Potenzial der Leere zu nutzen. Es war für uns wichtig, den Raum zu füllen und symbolisch aufzuladen – mit Stimmen. Erst danach beginnt man in diesen Raum eine Skulptur hineinzustellen“, erklärt Kunsthaus-Chefin Andreja Hribernik vor der legendären „Wall“, die seit zwei Wochen aus Unmengen an Ytongsteinen im Grazer Kunsthaus nachgebaut wird. 15 Lagen Stein auf Stein, 70 Meter lang.

Am Beginn stand, wie beim berühmten Konzeptkünstler Sol LeWitt üblich, die Idee. Eine erste Skizzierung stand in einem Brief, den Peter Pakesch damals bekommen hat – eine Struktur solle es werden, die sich durch den Raum schlängelt. Und schon damals wurde vereinbart, dass dieses Konzept später neuerlich umgesetzt werden darf. „Es ist ein sehr präzises Nachformen“, erklärt Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin des Kunsthauses, den aktuellen Prozess: „Die Aufbauarbeit ist ein wesentlicher Teil der Reinszenierung des Werks. Nach der Idee kommt die Arbeit und die Zusammenarbeit.“

Wie denkt man so eine Arbeit 20 Jahre später? Ist es eine Mauer, die trennt, also eine Grenze? Oder vielleicht so gar etwas wie eine Naht? All diese Fragen, die man sich zur Reinszenierung auch im Kunsthaus gestellt hat, kann auch an das Publikum weitergeben, das demnächst Teil dieser Inszenierung werden wird. „Wall ist eine begehbare performative Skulptur und keine Architektur“, stellt Bucher Trantow, die schon vor 20 Jahren bei dem Projekt mit dabei war, klar. Ganz im Sinne des Konzeptkünstlers Sol LeWitt geht es um die Auseinandersetzung mit der Skulptur, ihre Wechselwirkung mit dem Raum, dem Publikum und natürlich der Idee dahinter. Nicht von ungefähr lautete das Credo des 2007 verstorbenen Künstlers: „Die Idee wird zu einer Maschine, die Kunst macht.“

Franz Vana und Renate Krammer mit Blick auf „Wall“
Franz Vana und Renate Krammer mit Blick auf „Wall“ © Susanne Rakowitz

Hier sieht Künstlerin Renate Krammer auch den wichtigsten Berührungspunkt mit Sol LeWitt: „Der Prozess des Arbeitens war bei ihm ein wesentlicher Teil seiner Kunst und so ist es auch bei mir.“ Krammer wird, neben Superflex und Franz Vana, mit ihren Arbeiten in Dialog mit „Wall“ treten. Dienstagabend fand das erste Aufeinandertreffen statt.

Ab 10. November macht Franz Vana mit Textarbeiten aus den letzten 20 Jahren den Auftakt. Im Februar sind Arbeiten von Krammer zu sehen, die seit über 20 Jahren den Kosmos der Linien auslotet. Einschüchtern lassen sich die beiden von ihrem künstlerischen Konterpart „Wall“ nicht, im Gegenteil: „Sie verliert durch ihre Höhe an Dominanz und es ergibt sich ein ganz eigener Raum“, zeigt sich Krammer begeistert.