Katarina Witt im Interview

Katarina Witt im Interview

Eiskunstlaufkönigin Katarina Witt will die Olympischen Winterspiele 2018 nach Deutschland holen. Und setzt dabei auch auf ihre Ausstrahlung.

Katarina Witt
Katarina Witt im Interview
© Getty Images

Olympia 2018 soll nach Deutschland kommen. Wie stehen die Chancen?

Sehr gut. In München und in Garmisch-Partenkirchen ist der Wintersport zu Hause. Und unser Ass im Ärmel ist die Fußballweltmeisterschaft 2006: Da hat sich Deutschland gastfreundlich, weltoffen und humorvoll gezeigt. Aber die Entscheidung über die Winterspiele fällt erst am 6. Juli 2011.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist überwiegend männlich besetzt. Ist es für Sie von Vorteil, eine Frau zu sein?

Ob Frau oder Mann – das spielt keine Rolle. Ein Großteil der IOC-Mitglieder kennt mich aus meiner sportlich aktiven Zeit. Das schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit.

In Ihrer Karriere als Eiskunstläuferin haben Sie Ihren Charme oft bewusst eingesetzt ...

Damals ließ das Bewertungssystem den Preisrichtern etwas „Spielfreiheit“: Natürlich war die sportliche Leistung entscheidend – aber mit etwas Flirtlaune konnte man zusätzlich Sympathiepunkte sammeln. Am Ende machten sie ein paar Zehntel der Gesamtwertung aus.

Hat auch ein gewagtes Trikot mit wenig Rock und viel Glitzer geholfen?

Meine Kleider waren Kostüme und immer ein bisschen ironisch gemeint. Damals dachten alle, bei uns in der DDR gibt es nur grau in grau. Deshalb habe ich mich mit meiner Trainerin Jutta Müller bemüht, ein anderes Bild zu zeigen. Und dafür mussten wir eben etwas extra vaganter sein als die anderen.

1998 ließen Sie sich für den „Playboy“ fotografieren. Wenn man Sie heute googelt, erscheinen diese Bilder auf der ersten Seite. Ist Ihnen das unangenehm?

Ich gebe zu, die Fotos gehören aufs Papier und nicht ins Internet. Aber wenn ich auf die Produktion angesprochen werde, ist mir das nie peinlich. Im Gegenteil: Ich denke, man kann alles im Leben machen, solange es Klasse hat. Und diese Fotos sind sehr schön. Mir war damals klar, dass ich mich auf keinen Fall nackt auf Schlittschuhe stelle. Ich wollte keine Assoziation zu mir als Eiskunstläuferin. Ich wollte Sinnlichkeit und Weiblichkeit.

Das ist Ihnen gelungen: Die Ausgabe war weltweit ausverkauft. Das gab es zuvor nur bei Marilyn Monroe.

Und ich habe viele Komplimente auch von Frauen bekommen. Was mich besonders gefreut hat, denn es war mir wichtig, mit diesen Fotos nicht zur Konkurrentin für andere Frauen zu werden.

Vor drei Jahren haben Sie beschlossen, Ihre Karriere als Eiskunstläuferin zu beenden. Wie halten Sie sich seitdem fit?

Das ist Arbeit. Jetzt merke ich, dass es gar nicht leicht ist, regelmäßig Sport zu trei ben, wenn man nicht beruflich trainieren muss. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie schwer es für viele Frauen ist, zwischen Familie, Beruf und Haus halt auch noch eine Nische für Fitness zu finden. Wenn ich es schaffe, gehe ich gern joggen. Oder ich trainiere zu Hause mit einem Trainingsprogramm, das man an eine Videospielkonsole anschließen kann. Ich esse nicht immer diszipliniert, aber ich habe gelernt, meine Rundungen zu mögen. Modelmaße hatte ich ja noch nie.

Und was ist mit Schlittschuhlaufen?

Wer das einmal auf so einem Level gemacht hat wie ich, kann nicht einfach ein paar Bahnen ziehen. Ich habe das Eiskunstlaufen dafür geliebt, dass ich vor das Publikum treten und diese enorme Kraft spüren kann. Wird das nicht regelmäßig trainiert, geht es leider weg.

Fehlt es Ihnen?

Ja, doch. Sich auf dem Eis kreativ auszutoben ist eine tolle Kunstform. Mit Musik und Tanz Geschichten zu erzählen, das vermisse ich sehr.

Sie könnten doch tanzen ...

Nicht wirklich. Auf dem Eis konnte ich „dahinschweben“ – der Tanz auf dem Trockenen aber würde bei mir wie Humpeln aussehen.

Gibt es Entscheidungen in Ihrem Leben, die Sie bereuen?

Nein, keine einzige. Auch Misserfolg gehört als Erfahrung dazu. Ich habe in meinem Leben zu 95 Prozent die richtigen Entscheidungen getroffen. Bei den anderen fünf habe ich mich im Nachhinein vielleicht irgendwann geärgert – bin aber daran gewachsen.

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