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Sechs Missetäter

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Missetäter: Sieger Iwan Tichon (r.) und sein zweitplatzierter Landsmann Wadim Dewjatowsk waren bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005 gedopt.
Missetäter: Sieger Iwan Tichon (r.) und sein zweitplatzierter Landsmann Wadim Dewjatowsk waren bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005 gedopt. © dpa

Der Internationale Leichtathletikverband testet Dopingproben der Weltmeisterschaft 2005 nach. Tatsächlich gehen den Dopingjägern noch mal sechs Sünder ins Netz, darunter gleich drei Weltmeister. Allerdings nährt die lange Dauer auch Zweifel an der Wirksamkeit des Antidopingkampfes.

Von Martin Henkel

Der Internationale Leichtathletikverband (IAAF) hat eine Auswahl von Dopingproben der WM 2005 in Helsinki nachgetestet – und siehe da, sechs Missetäter ermittelt, deren Namen er am Freitag veröffentlichte: Hammerwerferin Olga Kusenkowa, Weitspringerin Tatjana Kotowa (beide Russland) sowie Kugelstoßerin Nadeschda Ostaptschuk und die Hammerwerfer Iwan Tichon, Wadim Dewjatowski und Kugelstoßer Andrej Michnewitsch (alle Weißrussland). Drei von ihnen waren Weltmeister (Kusenkowa, Ostaptschuk, Tichon), zwei waren Zweite (Kotowa und Dewjatowski), Michnewitsch war Sechster.

Erfolg, Erfolg – hallte es aus der Verbandszentrale. IAAF-Präsident Lamine Diack jubelte, „unsere Botschaft an die Betrüger ist eindeutig, dass es durch die verbesserten Nachweisverfahren keinen Platz mehr zum Verstecken gibt.“ Das kann man so stehen lassen. Aber man muss nicht.

Allein die Jahre, die zwischen Ereignis und Nachtests liegen, nähren Zweifel an der Wirksamkeit des Antidopingkampfes. Acht Jahre bedeuten: Vertraue keiner Statistik, sie ist schon morgen nicht mehr wahr. Und: Vertraue keinem Testverfahren, es läuft der Wirklichkeit in Dekaden nach.

Allerorten stülpt sich gerade die alte Zeit über die Gegenwart des Sports, und was das sichtbar werden lässt, sind nicht wie bei den IAAF-Nachtests „Meilensteine im Antidopingkampf“ (Helmut Digel, ehemaliger deutscher Verbandschef Leichtathletik), sondern Epitaphe für Ohnmacht und Versagen.

Sind die Nachtesterfolge der IAAF deshalb zu irgendetwas nutze, dann dafür, dass die Verbände endlich glauben, was sie ihnen zeigen: nämlich dass ihre Kampfmittel nichts taugen. Wie oft riefen in der Vergangenheit gedopte Athleten: Doping? Niemals! Meine Tests waren immer negativ!

Frau Ostaptschuk zum Beispiel war nicht nur in Helsinki oben auf. Sie wurde Dritte bei Olympia 2004, Zweite bei der EM 2006 und der WM 2007, Dritte bei den Spielen 2008, Zweite bei der WM 2009 und Erste bei der EM 2010. Das sind sechs lange Jahre auf dem Podest. Und? Wurde sie jemals positiv getestet? Erst 2012 brachten zwei Proben sie zur Strecke. Einen Tag nach ihrem Goldstoß bei den Spielen in London.

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