Ex-Sprintstar arbeitet im Hospiz: Wie Katrin Krabbe Menschen beim Sterben begleitet

Quelle: BILD
Von: Von HARTMUT KASCHA

Wo der Tod mit einem Lächeln kommt!

Zeit spielte für Katrin Zimmermann (47) schon immer eine große Rolle. Früher musste alles ganz schnell gehen. Da hieß sie noch Krabbe, war Sprinterin. Weltmeisterin über 100 und 200 Meter. Heute ist es genau andersrum.

„Ich wünsche mir viel, sehr viel Zeit“, sagt sie. Die ehemalige Spitzensportlerin arbeitet ehrenamtlich als Sterbe-Begleiterin im Ambulanten Dreikönigshospizdienst von Neubrandenburg.

„Sterbe-Begleiterin? Ich bin eine LEBENS-Begleiterin“, sagt sie.

Krabbe-Zimmermann betreut Menschen (und deren Angehörige), für die es keine Hoffnung mehr gibt. Manchmal sind es nur Tage, manchmal Wochen, manchmal Monate. Bis dass der Tod sie scheidet.

„Wenn die Menschen mit einem Lächeln gehen, habe ich alles richtig gemacht.“

Angefangen hat alles nach einem Vortrag von Rainer Prachtl (67). Der Ex-Landtagspräsident von Mecklenburg-Vorpommern sprach als Vorsitzender des Dreikönigsvereins über die Hospiz-Arbeit. Am nächsten Tag rief sie an, um dort mitzuhelfen.

Es folgte ein neunmonatiger Kurs unter anderem mit Vorträgen von Ärzten und Psychologen, dazu Praktikumstage. Seitdem gehört sie zu den 35 Ehrenamtlichen, die dem Verein helfen.

Das Dreikönigshospiz in Neubrandenburg, in dem Krabbe-Zimmermann ehrenamtlich arbeitet

Das Dreikönigshospiz in Neubrandenburg, in dem Krabbe-Zimmermann ehrenamtlich arbeitet

Foto: Jens Scholz

Ihre Aufgaben sind unterschiedlich. Einfach nur da sein zum Reden, Witze erzählen, Begleitung bei Spaziergängen, gemeinsam fernsehen.

„Meine Aufgabe ist es vor allem, noch viele schöne Momente herzuholen. Es kommt schon vor, dass ich mich nach den Stunden des Beisammenseins mal für 30 Minuten in den Wald verabschiede. Das erdet mich.“

Katrin Krabbe-Zimmermann bekommt auch etwas zurück für ihr eigenes Leben. Oft sagen ihr die Leute vor dem Tod, dass sie gerne mehr Zeit für die Familie gehabt hätten. Das beherzigt sie. Fährt oft zu ihrem Partner Bob Hanning (49), dem Vizepräsidenten des Deutschen Handball-Bundes und Boss des Bundesligisten Füchse Berlin.

Wichtig ist für sie vor allem: Niemand ist allein. Vor allem nicht in der letzten Phase des Lebens.

Weltmeisterin und schnell weg

Der Stern der blonden Mecklenburgerin ging auf bei der Leichtathletik-EM 1990 in Split. Katrin Krabbe holte Gold über 100 und 200 Meter – noch für die DDR.

Im August 1991 gewann die Sprinterin in Tokio für Deutschland die WM-Titel über 100 und 200 Meter.

Anfang 1992 kam es zum Skandal. Krabbe und zwei Teamgefährtinnen sollen beim Dopingtest in Südafrika identische Urinproben abgeliefert haben. Die drei Läuferinnen von Trainer Springstein wurden freigesprochen.

Im Sommer ’92 wurde Krabbe wegen Einnahme des Asthmamittels Clenbuterol gesperrt. Karriere vorbei.

Krabbe privat: Ihr Ehemann Michael Zimmermann schied 2015 aus dem Leben. Sie hat zwei Söhne, arbeitet in einem Autohaus in Neubrandenburg.

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